Tauchen
Diving On Insulin
U. Thurm, C. Lutrop, M. Lerch and R. Landgraf,
University Clinic, Munich, Germany
Until now insulin - dependent diabetics are banned from every
scuba - diving activity by the majority of the scuba diving associations
and the majority of physicians. No study has been performed, to
investigate, if diabetics can dive safely under controlled conditions.
Based on some basic research a special open water scuba diving
course for IDDM has been organized.
The training included detailed metabolic control (i. e. blood
glucose, hematocrite, blood pressure, fluid intake, pulse rate
and lactate testing prior and after each dive, detection of exertion
level and mean air consumption) in seven diabetic divers and age,
sex and diving experience matched seven non-diabetic control persons.
The participants for the course came from Australia, Europe and
the United States. They had been selected carefully, considering
their general physical and medical fitness and the quality of
diabetes control and care and knowledge and management of their
disease. It was found diabetic divers had to drink additional
amounts of fluid (up to twice the amount required for non-diabetic
divers) to effectively avoid dehydration. All diabetic divers
had to reduce their short - acting insulin between 30% to 70 %
before each dive and their long - acting insulin up to 50% to
avoid hypoglycaemia. The reduction had to be increased according
to the numbers of dives per day and the amount of diving days.
Additionally they had to increase their daily carbohydrate intake
up to 200 %. All adaptations had to be done with each diver on
an individual basis, according to his/ her blood glucose levels
measured 60, 30 minutes and directly before and after every dive
- the blood glucose levels prior to the dive were aimed to be
in a range between 180 - 240 mg/ dl, afterwards around 100 - 140
mg/ dl. By these limits any episode of hypoglycaemia under water
was avoided and ketones were not present at any time. This research
project showed that careful selection of the participants in combination
with a structured training programme including special under water
carbohydrate intake ( glucose gel ) can enable insulin - dependent
diabetics to dive safely.

Diving On Insulin
Gestern hat es noch geschneit, heute ist es nicht minder kalt.
In dicken Pullis und Winterjacken wächst so langsam die Schar
derer am Frankfurter Flughafen und vor allem ihr Gepäck, die gemeinsam
in den Sommer von Papua Neuguinea fliegen wollen. Nichts besonderes,
oder doch?! Denn aus den Bergen von Gepäck, daß in einer konzertierten
Aktion auf alle Teilnehmer verteilt wird, entpuppen sich merkwürdige
Reiseutensilien. Neben Taucherbrillen, Flossen, Tauchkomputern
müssen Kiloweise Blutzuckerteststreifen, Meßgeräte, Sauerstoffkoffer,
ja sogar eine Zentrifuge sicher verstaut werden. Nein, dies ist
keine Aktion der Unesco, um die medizinische Versorgung in einem
Entwicklungsland aufzubessern, es ist der Versuch der IDAA (International
Diabetic Athletes Association) eine der letzten Bastionen zu brechen,
wo offiziell erlassene Verbote insulinspritzende Typ-I-Diabetiker
an der Ausübung einer wunderschönen sportlichen Freizeitaktivität
hindern wollen - der erste internationale Tauchkurs für Diabetiker.
Nachdem die Fluggesellschaft gekonnt davon überzeugt wurde, daß
man als Insulinpumpenträger mindestens 10 kg Übergepäck braucht
(wie gut, daß die Aufklärung noch nicht so gut fortgeschritten
ist, daß die wissen, daß diese Pumpen keinesfalls 15 kg sondern
gerade mal 100 g wiegen) ist es uns wahrlich gelungen ein fast
komplett ausgestattetes Labor nebst mobiler OP - Ausstattung in
den Flieger Richtung Japan zu verstauen und beim ersten gemeinsamen
Kaffeetrinken können sich die 11 aus Deutschland und Frankreich
angereisten Teilnehmer erstmal in Ruhe beschnuppern.
Die Spannung und Nervosität ist fast fühlbar, Teilnehmer wie Organisatoren
haben auch kein zu unterschätzendes Wagnis auf sich genommen -
hoffentlich geht alles gut! Für einige ist es die erste richtige
Fernreise, der "Franzose" unter uns fliegt sogar heute zum ersten
Mal - und dann gleich um die halbe Welt, tja, ganz oder gar nicht.
So, mit dem Starten des Fliegers beginnt der längste Tag dieses
Urlaubes - beim Ausfüllen der unzähligen Ein- und Ausreisepapiere
wird immer wieder die Frage gestellt: den wievielten haben wir
denn heute?" Zum Schluß kommt die Antwort unisono, sowohl bei
der Ein- und Ausreise in Tokio, bei der in Cairns und zum Schluß
bei der Ankunft in Port Morseby: den 11.11.1995. Schon erstaunlich,
man ist fast 40 Stunden unterwegs und es ist immer noch derselbe
Tag. Leider hatten wir keinen Karnevalsfanatiker unter uns, der
hätte sich einem ununterbrochenen helau und allaf etc. hingeben
können, tagelang.
Damit traten natürlich die ersten Probleme auf den Plan, die sich
glücklicherweise als keine herausstellten. Dem Blutzucker zu sagen,
daß nach dem Morgengrauen nicht der Vormittag sondern der Abend
folgt. Die "Intensivierten" überbrückten die sich ergebenden Insulinlöcher
gekonnt mit Altinsulin, bei der konstanten Insulinpumpe blieb
die Basalrate konstant wie immer und die aktuelle Anpassung erfolgte
über den Bolus, die variable Disetronic - Pumpe wurde konstant
auf die niedrigste in der Basalrate vorhandenen Stufe heruntergefahren
und ebenfalls über Bolusgaben korrigiert. So eingestellt lagen
alle Blutzuckerwerte an diesem nicht enden wollenden Tag konstant
im grünen Bereich.
Als wir um 4.00 Uhr morgens Ortszeit in Cairns landeten empfing
uns eine Luftfeuchtigkeit von über 90% und Temperaturen, die fast
die Fiebergrenze überschritten. Die Winterjacken wirkten hier
unwesentlich deplaziert und wurden in Windeseile gegen T-Shirt
und Shorts eingetauscht. Im Konvoi von 3 Taxen begaben wir uns
zur Strandpromenade von Cairns, wo wir mit einigen Übriggebliebenen
einer langen Disconacht bei Sonnenaufgang das Frühstück einnahmen
- im Licht der aufsteigenden Sonne spiegelten sich die Schiffe,
die noch ruhig und recht verlassen im Hafen lagen, langsam vorbeifahrende
Straßenreinigungsmaschinen bereiteten die Stadt auf den anbrechenden
Tag vor - es war alles etwas unwirklich, aber die sich auf der
Stirn ausbreitenden Schweißtropfen ließen uns langsam realisieren,
daß wir jetzt wirklich in den Tropen saßen.
Der Kaffee weckte unsere Lebensgeister und frisch gestärkt belagerten
wir im Pulk den soeben geöffneten Tauchladen, um uns mit noch
fehlenden Accessoires wie Lycra-Tauchanzügen auszustatten. Eine
solche Invasion um 6.00 Uhr morgens erstaunte auch den Shopinhaber
nicht wenig.
Als sich alle dann wieder um 11.00 Uhr am Flughafen versammelten,
um nun endlich zur letzten Etappe der Reise aufzubrechen, sollte
die Truppe der Tauchprobanden eigentlich vollzählig sein. Zwei
weitere Teilnehmer, die aus den USA angereist waren, wurden auch
mit fröhlichem Hallo begrüßt, man kannte sich von vergangenen
IDAA- Kongressen, doch einer fehlte. George aus Brisbane, der
als Australier ja eigentlich die kürzeste Anreise hatte, blieb
verschollen. Alle männlichen Flughafengäste wurde mehrfach mit
der Frage konfrontiert: "Are you George?" Doch alles Suchen blieb
vergeblich, die Organisatoren überkamen schon düstere Vorahnungen
wie die Parallele zu den "zehn kleine Negerlein" - bitte nicht!!!
Jetzt galt es den inzwischen noch angewachsenen Gepäckberg mit
derselben Souveränität bei Air Nuigini (von Kennern der Szene
auch Air Nowhere genannt) zu verstauen - geschafft. Als wir sicher
an unserem Zielort landeten, stellte sich eine erste Erleichterung
ein, zumindest hatten wir es alle (na ja, fast alle) geschafft,
unseren Bestimmungshafen zu erreichen.
In Port Morseby wurden wir von Claudia und Dirk, dem Organisationsteam
aus Cairns, am Flughafen abgeholt, der Empfang war sehr herzlich,
die Begeisterungsstürme wurden jedoch in ihrer Intensität von
mindestens "150%iger" Luftfeuchtigkeit und Temperaturen, die jedes
Fieberthermometer in den roten Bereich hätten schnelle lassen,
gebremst. Jetzt erreichte die Unwirklichkeit ihren Höhepunkt,
vom Hafen aus wurden wir mit kleinen Motorbooten nach Loloata
- Island, - von uns liebevoll in Lummerland umbenannt - geschippert.
Da standen wir nun, mit hochtechnischen, luftgesteuerten Tauchkomputern,
Meßgeräten, Laptops, einer medizinischen Ausstattung, nach der
sich so manches kleinere Krankenhaus in Deutschland die Finger
lecken würde, auf einem Fleckchen Erde mit einem Durchmesser von
ca. 2 qkm, wo ein inseleigener Generator relativ zuverlässig die
Stromversorgung abdeckte. Dunkelhäutige Menschen mit Sarons bekleidet
trugen überaus freundlich unser Hab und Gut in kleine, auf Stelzen
gebaute Hütten mit Wellblechdächern. Dazwischen ein Gehege mit
für uns gänzlich fremd anmutenden Tieren, ein strahlendblauer
Himmel eröffnete uns den Blick auf weitere Inselgruppen inmitten
des bläulich - gleißenden Meeres, Palmen und Mangroven, tropische
Vögel - was wollen wir mehr?!
Eine halbe Stunde später näherte sich ein weiteres kleines Boot
dem Steg von Lummerland, zwei eindeutig hellhäutige Männer näherten
sich unserem Domizil, den einen kannten wir schon, es war Dirk
- und der andere....? Im Chor begrüßten wir ihn mit der sich zum
"running joke" entwickelnden Frage: "Are you George?" Und diesmal
bejahte der weiße Fremde diese unter heftigem Gelächter der gesamten
Gruppe. Erleichtert wurde die erste Strophe der "zehn kleine Negerlein"
in unseren Köpfen umgedichtet, jetzt waren wir endlich 16 und
komplett!!!
Für die eigentlich wohlverdiente Erholung, Akklimatisierung und
das Auskurieren des Jet - lacks blieb allerdings keine Zeit, nach
kurzem Auspacken wurde die erste Unterrichtseinheit eingeläutet.
Den Studienteilnehmern wurde das Programm der folgenden 10 Tage
vorgestellt, inclusive aller Untersuchungen und des geballten
Meßprozederes, denn die Zeit war knapp. Gestern noch Schnee auf
dem Autodach sollte morgen die erste Taucheinheit in tropischen
Gewässern beginnen.
Halbschlafend wurde unter Palmendächern und einem faszinierenden
Sternenzelt das Abendessen eingenommen, viele exotische Speisen
entbehrten nicht einen gewissen Quizcharakter, weder das Aussehen
noch der Geschmack ließen eindeutige Rückschlüsse auf deren kulinarischen
Bestandteile zu, geschweige denn auf den zu berechnenden Anteil
der Kohlenhydrate. Doch es war absolut beeindruckend, wie diese
überdurchschnittlich gut mit ihrem Diabetes vertrauten Studienteilnehmer
alle diese Unwegsamkeiten wie den Klimaschock, die komplett andere
Zeitzone, die völlig undefinierbaren kulinarischen Köstlichkeiten
wegsteckten und es ihnen gelang, ihren Diabetes auch auf diese
extremen Bedingungen einzustellen, Kompliment!!!
Dazu gesellte sich ja in den folgenden 24 Stunden eine weitere
unbekannte Größe: Wie wird sich die Belastung des Tauchens auf
die Blutzuckerwerte auswirken? Nachdem die angehenden Taucher
am Sonntag Morgen von Claudia, die diesen Kurs als IAHD - Instructor
(International Association for Handicaped Divers) mitorganisiert
hatte, in die Grundlagen von Gerät und Tauchtechnik eingeführt
wurden, wurde die Insulin- und Kohlenhydratdosisanpassung für
diesen ersten Übungstauchgang in der Gruppe ausdiskutiert.
An diesem Punkt offenbarten die Kommentare von unserem verlorengeglaubten
Sohn mehr als überdeutlich die Notwendigkeit dieses weltweit ersten
Tauchkurses für Typ - I - Diabetiker. George taucht seit mehr
als 20 Jahren, für ihn ist dieser Sport viel mehr als nur körperliche
Betätigung, tauchen bedeutet für ihn Lebensqualität, Wohlbefinden,
das dem Tauchsport so eigene Empfinden der Schwerelosigkeit ist
für George ganz eng mit seinem persönlichen Körpergefühl, Selbstbewußtsein
etc. verknüpft. Als George mit der Diagnose Diabetes mellitus
konfrontiert wurde, zerplatzte dieser Traum, denn noch stellt
diese Stoffwechselerkrankung eine absolute Kontraindikation zum
Tauchsport dar. Gerade in Australien wohnend, die der Welt schönsten
Tauchparadise quasi vor der Nase liegen zu haben, hielt er es
drei Monate aus, der Tiefe fernzubleiben. Dann ging es nicht mehr,
George ist selber Arzt und ihm waren die Gefahren wohl bekannt,
aber die Bedeutung, die dieses Körpererleben in der Tiefe für
sein persönliches Leben hat, war größer. Die größte Schwierigkeit
bei diesem Unterfangen stellte nun nicht der Diabetes per se dar,
sondern die Tatsache, daß er diesen verheimlichen mußte, so daß
Blutzuckermessungen und Insulininjektionen nicht möglich waren.
Er reduzierte so einfach morgens sein Insulin, aß den ganzen Tag
über Unmengen an Kohlenhydraten, um unter Wasser einer Unterzuckerung
vorzubeugen und tauchte drauf los. Teilweise lagen seine Blutzuckerwerte
abends noch weit über 500 wenn er wieder messen konnte. Die Gefahren,
die ihm bei solchen Blutzuckerwerten nicht nur von diabetologischer
Seite drohten, sondern besonders durch die dem Tauchsport innewohnenden
Risiken, z.B. der Entwicklung einer Dekompressionserkrankung,
die durch den bei solchen Werten deutlich vergrößerten Flüssigkeitsverlust
um ein Vielfaches potenziert werden, waren George (Foto) trotz
seiner ärztlichen Ausbildung nicht bewußt: "ich konnte ja mit
niemandem darüber reden, nicht die möglichen Gefahren durchdiskutieren,
mich nicht bei kompetenten Kollegen über mögliche Präventionen
dieser abstimmen."
Wenn Diabetiker unter solchen Bedingungen tauchen, gleicht das
einer tickenden Zeitbombe und das George diese Unterfangen bis
jetzt unbeschadet überstanden hat, ist wohl eher einem Heer von
Schutzengeln als physiologischen Gesetzmäßigkeiten zuzuschreiben.
Solche Kamikazeaktionen müssen um jeden Preis unterbunden werden,
dafür ist es nötig, daß das global und undifferenziert verhängte
Tauchverbot für alle Typ - I - Diabetiker srtukturiert evaluiert
untersucht und differenziert aufgehoben wird. Hoffentlich kann
unsere Studie auf diesem Weg einen ersten Stein ins Rollen gebracht
haben.
So, nun gab es kein "Zurück" mehr, die Altinsulindosis wurde zum
Mittagessen um 50% reduziert und die Kohlenhydratmenge um eine
aus oben genannten Gründen nicht ganz so gut zu bestimmenden Prozentzahl
erhöht, eine recht drastische Maßnahme, aber getreu dem Grundsatz:
"Was ist das Schlimmste, was passieren kann?" Da ja Insulin im
Körper verfügbar ist, kann keine ketoazidotische Entgleisung eintreten,
also gilt es primär, einer Unterzuckerung vorzubeugen.
Auch für die Studienleitung kam nun zum ersten Mal die Stunde
der Wahrheit - , Blutzucker- und Laktatwerte wurden mit dem Lifescan
- One Touch II und dem Accusport von Boehringer Mannheim gemessen
und die Hämatokritwerte vor und nach jedem Tauchgang liebevoll
aus den Fingerkuppen gesaugt, zentrifugiert und dokumentiert.
Unsere "fingerbeißende Hilfskrankenschwester" Erika erwies sich
auch unter widrigsten Bedingungen, wie z.B. bei Windstärken von
mindestens "25 Knoten" auf dem Boot, nächtlichen- und frühmorgendlichen
Meßrundgängen, Organisation von Hektolitern an Trinkwasservorräten
und Not - BE`s als uneingeschränkt und universell einsetzbar.
Unverhofft kommt oft, vor allem bei einem Projekt wie diesem,
vor zu Anfang nur klar war, daß noch ganz viel unklar ist. Die
ganze Zeit über waren unsere Gedanken und Planungen bei der Studie
darauf konzentriert gewesen, auf jeden Fall eine Unterzuckerung
unter Wasser zu vermeiden, da diese ja bei dem seit über 15 Jahren
verhängten Tauchverbot für Diabetiker der limitierende Faktor
gewesen war. So hofften wir, wenn wir zeigen könnten, daß unter
gewissen Voraussetzungen Hypoglykämien auszuschließen wären, würden
die betreffenden Fachleute eventuell bereit sein, ihr undifferenziertes
Verbot nochmals zu überdenken.
Doch bei der Sichtung und Auswertung der bei diesem ersten Tauchgang
angefallenen Hämatokritwerte offenbarte sich uns ein anderes,
von uns, aber auch von offizieller Seite bis jetzt vernachlässigtes
Thema: die Dehydrierung bei Diabetikern. Beim Tauchsport exsikkieren
alle Aktiven durch das Atmen der gepreßten, trockenen Luft über
den Regulator. Deshalb wird in allen Tauchkursen auch verstärkt
darauf hingewiesen, daß man, um diesem Flüssigkeitsverlust auszugleichen,
mindestens 1l Wasser oder Elektrolytlösung vor jedem Tauchgang
zu sich nehmen sollte. Dies gilt für stoffwechselgesunde Taucher.
Bei Diabetikern sind Blutzuckerwerte, die über der Nierenschwelle
liegen (ca. 160 - 220 mg/dl ) vor einem Tauchgang unumgänglich,
um tiefen Blutzuckerwerten in der Tiefe vorzubeugen. Das bedeutet,
daß durch die dadurch verstärkte Diurese noch deutlich mehr Flüssigkeit
ausgeschieden wird. Abgesehen von der unangenehmen Notwendigkeit,
diese dann durch den Wetsuit während des Tauchens direkt dem Meer
zu überantworten, droht den Diabetikern jetzt eine nicht zu unterschätzende
Dehydrierung, die wiederum die Möglichkeit einer Dekompressionskrankheit
potentiell vergrößert. Tja, wie groß ist nun das verstärkte Dehydrierungsrisiko
wirklich?!
Dazu die von uns beim ersten Tauchgang erhobenen Meßdaten:
Diabetische Probanden:
Teilnehmer |
BZ
vor
|
Hämato
vor
|
BZ
nach
|
Hämato
nach
|
Elke |
211
|
38
|
112
|
55
|
Karin |
318
|
40
|
192
|
60
|
Ulrike |
177
|
42
|
162
|
40
|
Jean |
156
|
40
|
101
|
64
|
Norbert |
273
|
40
|
272
|
59
|
Georg |
216
|
42
|
112
|
58
|
Jürgen |
241
|
42
|
166
|
72
|
Mittelwert
C |
227
|
40
|
160
|
58
|
Nicht - diabetische Kontrollgruppe:
Teilnehmer |
BZ
vor
|
Hämato
vor
|
BZ
nach
|
Hämato
nach
|
Anke |
92
|
50
|
88
|
48
|
Denise |
84
|
38
|
87
|
40
|
Claudia |
84
|
38
|
87
|
40
|
Conny |
96
|
40
|
80
|
40
|
Thomas |
92
|
42
|
87
|
40
|
Michael |
77
|
32
|
84
|
40
|
Holger |
92
|
50
|
88
|
48
|
Dirk |
101
|
42
|
86
|
44
|
Mittelwert
C |
92
|
42
|
87
|
42
|
Natürlich muß man an diesem ersten Tag noch weitere Faktoren miteinkalkulieren,
die das Maß der Dehydrierung beeinflussen, wie z.B. der lange
Interkontinentalflug, die Anpassung und das starke Schwitzen in
diesem tropischen Klima, für viele das allererste Mal mit Tauchgerät
unter Wasser etc. - aber trotz alledem gelten all diese Faktoren
auch für die acht nicht - diabetischen Kontrollpersonen, und deren
Hämatokritwerte liegen signifikant niedriger als beim ungefähr
nach Alter, Geschlecht und Trainingszustand gematchten diabetischen
Klientel.
Na klasse, in dieser Nacht habe ich ziemlich schlecht geschlafen.
Wollten wir in unserer Studie doch zeigen, daß man Hypoglykämien
beim Tauchen präventiv begegnen kann und mit diesen Ergebnissen
an die Öffentlichkeit treten, um dem generalisierten Tauchverbot
etwas entgegensetzen zu können und nun so was. Plötzlich schien
der limitierende Faktor bei tauchenden Diabetikern nämlich nicht
mehr die Unterzuckerung, sondern die durch die Hyperglykämie provozierte,
deutlich verstärkte Dehydrierung zu sein.
Damit hätten wir ja wirklich das große Los gezogen, versammeln
16 Probanden aus drei Kontinenten der Welt auf diesem unwirklichen
Eiland und finden in diesem Kurs heraus, daß der Tauchsport für
Diabetiker absolut nicht zu empfehlen ist, da die Gefahr der Dehydrierung
zu groß und die für die Gesundheit daraus resultierenden Gefahren
nicht zu tolerieren sind. Die große Frage war jetzt - können wir
etwas dagegen tun? Um Unterzuckerungen zu vermeiden, kann man
das Insulin reduzieren und die Menge an Kohlenhydraten erhöhen,
aber reicht es aus, wenn man bei den tauchenden Diabetikern einfach
die Trinkmenge erhöht oder werden sie durch die erhöhte Diurese
dieses Plus an Trinkmenge sofort wieder ausscheiden ohne ihr Hämatokritverhältnis
entscheidend verbessern zu können?!?!?!
Die Aufgabe für den nächsten Tag war also klar - trinken, trinken
und nochmals trinken . Das schon für die Dauer des gesamten Kurses
bestehende Alkoholverbot wurde auf koffeinhaltige Getränke ausgedehnt,
da diese ja auch dehydrieren, also keinen Kaffee sondern Wasser
zum Frühstück, was die Nicht-Morgenmenschen von uns schon auf
eine weitere, harte Probe stellte, aber alle schlossen sich dieser
H2O - Schlacht widerspruchslos an. Auf der einen Seite zeigt ein
solches Verhalten die absolute Kooperationsbereitschaft aller
an der Studie Beteiligten, aber zum anderen veranschaulicht es
noch viel mehr, wie wichtig es den einzelnen Diabetikern ist,
weiterhin tauchen zu dürfen. Elke ist z.B. ebenfalls seit Jahren
begeisterte Tauchsportlerin, seit ihrer Diabetesmanifestation
im März diesen Jahres war sie kein einziges Mal mehr unter Wasser
gewesen. "Ich würde einfach alles tun, um wieder legal und sicher
tauchen zu dürfen. Diese Sportart spielt eine ganz wichtige Rolle
in meinem Leben!" Und Elke tat alles, sie stand sogar freiwillig
um 5 Uhr morgens auf, das bedeutet, noch vor dem Sonnenaufgang,
um bis 9.30 Uhr, also vor dem ersten Tauchgang sage und schreibe
5l H2O getrunken zu haben, tolle Leistung, was sich aber glücklicherweise
in diesem Übermaß als nicht erforderlich herausstellte.
Am folgenden Tag spielten nicht mehr die Blutzuckerwerte die Hauptrolle,
obwohl ihnen selbstverständlich die nötige Aufmerksamkeit, Anpassung
und Wichtigkeit nicht verlorenging, aber die allererste Frage
aller Diabetiker nach ihrem heutigen Tauchgang war, während die
Zentrifuge noch heftig ihre Kreise zirkulierte: Wie ist mein Hämatokritwert?
Ich glaube, die drei Minuten Wartezeit auf diese Hämatokritwerte
gehörten für viele der Teilnehmer zu den längsten in diesem Kurs.
Als Erika endlich die Werte verkündete, zeigte ihr Lächeln schon,
daß es geklappt hatte. Die zusätzliche Trinkmengen hatten ihren
Zweck erfüllt, die Hämatokritwerte der Diabetiker unterschieden
sich nicht mehr von denen der nicht - diabetischen Kontrollpersonen,
alle lagen Daten nach dem Tauchgang im grünen Bereich.
Fazit:
Da Diabetiker mit höheren Blutzuckerwerten abtauchen müssen, um
Hypoglykämien zu vermeiden, müssen sie ungefähr die doppelte Trinkmenge
(ca. 2-3 l vor jedem Tauchgang) im Vergleich zu Stoffwechselgesunden
zu sich nehmen, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Elektrolytgetränke
sind hier absolut empfehlenswert, um möglichen Schwankungen im
Elektrolythaushalt durch die starke Flüssigkeitszufuhr vorzubeugen.
Die Getränke sollten nicht zu kalt sein, da sie sonst nicht so
schnell vom Körper resorbiert werden können. Mehr als 1l pro Stunde
zu trinken ist nicht empfehlenswert, da diese überschüssige Flüssigkeitsmenge
im Magen sitzen bleibt, und gerade auf schaukelnden Booten zu
starkem Unwohlsein führen kann.
Auf diese Weise hatten wir den Hämatokrit erfolgreich in den Griff
bekommen, jetzt konnten wir uns ja wieder dem "eigentlichen" Hauptdarsteller
dieser Studie widmen, der Blutzuckereinstellung und damit verbunden
der Insulin- und Kohlenhydratanpassung. Dirk, der sich als engagierter
Tauchlehrer auch intensiv in alle medizinischen Bereiche unseres
Projektes eingearbeitet hatte, seit März forstete er unermüdlich
die Bücherei in Cairns nach allen diabetologischen Werken durch,
hätte gerne am Ende des Kurses ein Patentrezept für alle tauchenden
Diabetiker aufgestellt, in der Art:
Bei einem Tauchgang der Art y muß der Diabetiker sein Altinsulin
um x% reduzieren und seine Kohlenhydratmenge um z% erhöhen, um
mit einem Blutzucker von 140mg/dl aufzutauchen, wenn er mit einem
Ausgangswert von BZ 0 180mg/dl konstant abgetaucht ist.
Kurzfassung:
BZ post 180 mg/dl = 140mg/dl & (Insulin - x%) + (BE + z%) : y
tauchen
Tja, leider klappt eine solche Gleichung im menschlichen Stoffwechsel
nicht, es spielen dabei noch viel zu viele Unbekannte eine nicht
zu unterschätzende Rolle!
Denn da wären ja noch in diese Rechnung mitaufzunehmen:
- Tiefe, Dauer und Intensität des Tauchgangs
- Art und Menge der injizierten Insulindosis
- Art und Menge der Kohlenhydrate
- Tageszeit
- Trainingszustand
- Taucherfahrung
- Wassertemperatur
- Strömungsverhältnisse
- Wiederholungstauchgang (Muskelauffülleffekt)
- aktueller Ausgangsblutzucker
Fazit:
Diese Anpassungen müssen auf individueller Basis mit jedem Taucher
ganz speziell auf ihn zugeschnitten durchkalkulieren werden, dazu
ist viel Erfahrung, diabetologisches und tauchspezifisches Wissen
von Seiten der betreuenden Diabetesberaterin unumgänglich. Eine
intensive Schulung in Theorie und Praxis, die all diese Bereiche
umfassend behandelt, ist ein Muß für jeden Diabetiker, der sicher
tauchen möchte.
Doch auch wenn die oben kreierte Gleichung inklusive aller Unbekannten
auf den ersten Blick recht kompliziert anmutet, gestaltete sich
die Therapieanpassung bei allen Diabetikern als eine lösbare Aufgabe,
während des gesamten Kurses kam es zu keiner Unterzuckerung, d.h.
konkret, keinem Blutzuckerwert unter 60 mg/dl während oder nach
allen Tauchgängen.
Da es nun nachgewiesener Weise nicht realisierbar ist, generelle
"Kochrezepte" für tauchende Diabetiker zu erstellen, war eines
unserer Ziele dieses Kurses, für jeden Teilnehmer seine individuelle
Therapieanpassung abhängig von allen oben aufgeführten Variablen
reproduzierbar und mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit vorhersagbar
auf folgende Tauchurlaube etc. erfolgreich übertragen zu können.
Zu diesem Zweck haben wir ein gemeinsames IDAA/ IAHD - Tauchlogbuch
erarbeitet, welches eine Kombination von Diabetestagebuch und
Tauchlogbuch darstellt und versucht, alle Faktoren zu kombinieren,
die eine sichere tauch- und stoffwechseltechnische Planung eines
Tauchganges gewährleisten sollen, hier ein Beispiel: Das Logbuch
wurde auf seine Konzeption hin vor, während und nach Gebrauch
heftig von den Benutzern diskutiert und schließlich für funktional,
praktikabel und sehr nützlich gefunden. Hatten wir nun so circa
am dritten Tag gedacht, wir hätten jetzt den individuellen richtigen
Dreh raus, und jeder Taucher würde nun seine erforderlichen Insulin-und
Kohlenhydratmengen sowie die anzustrebenden Ausgangsblutzuckerwerte
kennen, wurden wir schon wieder mit der Weisheit des alten Confuzius
konfrontiert: "Ich weiß, daß ich nichts weiß!" Dirks sehnlichster
Wunsch nach einem stimmigen Patentrezept für jeden Tauchtag, wenn
jetzt schon auf die individuelle Basis reduziert, wurde jäh durch
das Auftreten des Muskelauffülleffekts zerstört. Bei mehreren
Tauchgängen täglich an aufeinanderfolgenden Tagen, das bedeutet,
die Taucher führen bis zu vier Tauchgänge, inklusive Nachttauchgang,
täglich durch, paßt die Dosis, die heute absolut richtig war,
morgen schon nicht mehr. Dann ist die Insulinsensibilität durch
die lange Belastung vom Vortag deutlich erhöht, die Glykogenspeicher
in der Muskulatur müssen wieder aufgefüllt werden, was bis zu
24 h dauern kann, wozu diese sich der Glukose aus dem Blut bedienen
- kurzum, der Insulinbedarf wird kontinuierlich über die Tage
weiter absinken. Armer Dirk, so ein Stoffwechsel macht es einem
wirklich nicht einfach. Was bedeutete dies für die Dosisanpassung
in unserem Kurs?
Tag |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
Altinsulin
IE/24h |
35 |
33 |
20 |
21 |
20 |
16 |
Verzögerungsinsulin
IE/24h |
22 |
20 |
20 |
18 |
16 |
14 |
Gesamtinsulinmenge
24h |
57 |
53 |
40 |
39 |
36 |
30 |
Kohlenhydratmenge
24h |
12 |
16 |
15 |
19 |
20 |
25 |
Fazit:
Eine Stoffwechselanpassung kann bei tauchenden Diabetikern nur
auf individueller Basis und oben aufgeführten Bedingungen erfolgen.
Eine anfängliche Reduktion des Alt- und Verzögerungsinsulindosis
zwischen 30 - 50% und parallel dazu eine Erhöhung der Kohlenhydratmenge
um 100 - 200% erwies sich in unserem Kurs als erfolgreich. Eine
kontinuierliche Reduktion der Insulinmengen bei mehreren Tauchgängen
an aufeinanderfolgenden Tagen ist anhand der aktuellen Blutzuckerwerte
und basierend auf erhöhter Insulinsensibilität und stattfindendem
Muskelauffülleffekt unbedingt erforderlich.
Aber um trotzdem auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein,
wurde dieser Tauchkurs um ein Repertoire an speziellen Übungen
erweitert, in dem die diabetischen Teilnehmer lernten, auch unter
Wasser Glukose - in Form von einem Glukosegel (Hypogluc) - zu
sich zu nehmen. Dabei wurden die nicht - diabetischen Teilnehmer
angeleitet, wie sie in einer solchen Notfallsituation dem Diabetiker
assistieren können. Die anfänglichen, starken Bedenken unter Wasser
etwas zu sich zu nehmen: "Wie soll das gehen? Dann kriege ich
ja keine Luft! Da schlucke ich ja literweise Salzwasser! Ich werde
ersticken!" erwiesen sich als völlig unbegründet, und nach ein
paar Probeläufen gestaltete sich diese Hypogluc - Übung fast wie
die Einnahme eines kleinen Snacks, nur nicht mit einem heißen
Kaffee sondern in salzigem Ambiente. Wirklich einsetzen mußten
wir dieses Können jedoch nicht, denn glücklicherweise gab es auf
Grund der geglückten Dosisanpassung keine einzige tiefen Unterzuckerung
in der Tiefe.
Dieses Logbuch offenbart zweifelsohne, daß diese Sportart von
insulinspritzenden Typ-I-Diabetikern ein unerhöhrtes Maß an Planung,
stoffwechseltechnischer Logistik, Fingerkuppenmaltretierung, Abstimmung
von Flüssigkeits- Elektrolyt- und Kohlenhydratstoffwechsel und
überdurchschnittliche Kenntnisse über die im Körper ablaufenden,
physiologischen Vorgänge unter Belastung, insbesondere bei der
Insulindosisanpassung erfordern. Auch müssen langfristiger alle
aktuellen aber auch für das Auftreten von möglichen Spätkomplikationen
erforderlichen Langzeittests von allen tauchenden Diabetikern
konsequent und regelmäßig durchgeführt werden, da das IAHD - Zertifikat
jährlich nur erneuert wird, wenn ein medizinisches Gesundheitszeugnis
mit den von uns geforderten Ein- und Ausschlußkriterien eingereicht
wird.
Einschlußkriterien
- insulinpflichtige Diabetiker
- Alter von 18 - 65 Jahre
- die Probanden müssen bezüglich ihrer Diabetes mellitus in der
Form geschult
sein, dass sie in der Lage sind, ihre Insulin- und
Kohlenhydrattherapie
eigenverantwortlich allen Situationen anzupassen
- mind. 1 Jahr intensivierte Insulintherapie/ Insulinpumpentherapie
- mind. 4 protokollierte Blutzuckermessungen pro Tag
- derzeitiger HbA1c - Wert von 6-9% (Normbereich 4.5-6.1%)
- die Probanden müssen in der Lage sein, ihre Symptome einer Unterzuckerung
rechtzeitig zu erkennen und entsprechend darauf zu
reagieren
- bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung entsprechend den internationalen
Richtlinien dürfen keinerlei tauchmedizinische Einwände
vorliegen
- ausreichende körperliche Fitness (normale PWC 150)
- Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie
Ausschlußkriterien
- eine vom Diabetes mellitus unabhängige Erkrankung, die ein tauchmedizinisches
Ausschlußkriterium darstellt
- eine schwere Unterzuckerung mit Bewußtlosigkeit innerhalb der
letzten
12 Monate
- Probanden mit einem Alkohol- oder Drogenproblem
- eine zurückliegende oder aktuelle neurologisch- psychiatrische
Erkrankung
- Probanden mit einer cardiovasculären Vorerkrankung
- alle Stadien diabetischer Folgeerkrankungen:
- diabetische Retinopathie
- diabetische Nephropathie
- diabetische Polyneuropathie
- bestehende Schwangerschaft
- Probanden mit zurückliegender Dekompressionserkrankung
- Probanden mit einer aktuellen oder zurückliegenden Infektion
der
oberen Luftwege, falls dadurch der Druckausgleich
(Valsalva-Manöver)
nicht mehr durchgeführt werden kann
- Probanden, die sich selbst- oder fremdgefährdend verhalten
Neben diesem Programm, das bei Haus- und Fachärzten absolviert
werden mußte, blieb allen diabetischen wie nicht-diabetischen
Studienteilnehmern eine erneute Tauchtauglichkeitsuntersuchung
vor Ort durch den "Medizinmann" der Studie, Dr. med. Michael Lerch
vom evangelischen Krankenhaus in Witten, der sich um die ärztliche
Versorgung kümmerte und durch seine zusätzliche Qualifikation
als Tauchmediziner besonders prädestiniert für diesen Job war,
nicht erspart. Hier standen vor allem die Begutachtung der Ohren
(Druckausgleich) und der Lungen im Vordergrund.
Aber damit längst nicht genug, denn Dr. Lerch verdankten die Teilnehmer
den Zustand, sich mit mindestens einem hochtechniesierten Tauchkomputer
in die Fluten stürzen zu dürfen. Diese Errungenschaften der Tauchtechnik
speichern zwar wichtige Informationen über die einzelnen Tauchprofile
(Tauchtiefe, Dauer, Luftverbrauch etc.) aber sie bewirkten auch,
daß die Stille des Meeres durch ihr anhaltendes Piepsen zerstört
wurde.
Doch besondere Situationen erfordern leider besondere Maßnahmen
und mit diesen ersten Ergebnissen können neue Zeichen in Richtung
einer Aufhebung des bisher geltenden Tauchverbotes für insulinpflichtige
Diabetiker gesetzt werden. Aber im Grunde kann dies nur ein Anfang
sein, mehr Studien, mehr Daten sind in der Zukunft nötig, um dieses
Ziel endgültig zu erreichen.
Unsere Studie sollte einen Startpunkt setzen, und aufbauend auf
diesen Ergebnissen wollen Claudia Lutrop, Dirk Werner-Lutrop und
Dr. Michael Lerch, der als Arzt auch für das Studiendesign verantwortlich
ist, in Anlehnung an die englische Tauchorganisation BSAC einen
Datenpool erstellen, in dem z.B. weltweit über das Internet tauchende
Diabetiker unser Dive-Logbuch nutzen können und uns über dies
wiederum anonym ihre diabetologischen und tauchtechnischen Daten
überlassen, so daß wir langfristig dann über einen großen Datenfundus
tauchender Diabetiker verfügen, welcher dann hoffentlich globale
Aussagen über die Sicherheit des Tauchens für Diabetiker erlaubt.
Viele Nicht-Taucher stellen sich vielleicht spätestens jetzt
die Frage, warum das alles?!
Die beste Antwort, die man jetzt allen noch Kritikern geben könnte,
wäre ein Blick in die leuchtenden Augen der Kursteilnehmer gewesen
- die haben einfach alles gesagt!!! Aber leider ist es etwas schwierig,
diese auf Papier zu bringen. Deshalb möchte ich zum Schluß versuchen,
dieses Leuchten in Worte zu fassen.
Eines der Zitate, die ich immer sehr gerne verwende, wenn es um
das noch immer kontrovers diskutierte Thema "Diabetes und Sport"
geht, ist der Ausspruch des Sportmediziners Josef Nöcker: Man
darf nicht nur die Frage stellen, was leistet der Mensch sportlich,
sondern man muß vielmehr auch die Frage stellen, was leistet der
Sport menschlich?"
Ich persönlich werde nie die Freude von George vergessen, dem
wir mit diesem Kurs fast sowas wie ein neues, altes, wiedergewonnenes
Lebensgefühl schenken konnten. Der ein seit seiner Diabetesmanifestation
für immer verloren geglaubtes Köpergefühl wiederentdecken konnte.
Oder die Zuversicht der frischmanifestierten Elke, die durch die
anderen, oft schon langjährigen Diabetiker sehen und erleben konnte,
daß diese chronische Stoffwechselerkrankung sie nicht zu einer
Behinderten degradiert, sondern daß sie es quasi selbst in der
Hand hat, wie sie mit oder gegen diesen neuen Begleiter ihr Leben
gestalten will.
Claudia als Tauchlehrerin, die sonst eher abenteuerlustige Touristen
unter Wasser ausbildet, war beeindruckt von der Disziplin, dem
Verantwortungsbewußtsein und dem ungeheuren Aufwand, den diese
Tauchschüler an den Tag legten, um unter Wasser für sich, aber
auch ihre Tauchpartner, völlig verläßlich zu sein. "Mit dieser
Einstellung werden diese Diabetiker deutlich bessere und gewissenhaftere
Taucher sein, als das Gro der Hobbytaucher, die mal eben, um zu
Hause etwas erzählen zu können, einen solchen Kurs absolvieren!"
Die medizinischen Daten, die unser Pilotprojekt ergeben hat, lassen
keine Notwendigkeit erkennen, dieses Klientel der insulinspritzenden
Diabetiker vom Tauchen auszuschließen.
Diese Sportart bedeutet ein Eintauchen in eine andere Welt, erschließt
und eröffnet eine nie gekannte Farben- Formen und Fischvielfalt,
als ob man sich auf einen unbekannten Planeten begibt und ein
Teil dessen mit seinen farbenprächtigen Bewohnern wird. Mit dem
Erkunden alter Wracks oder Flugzeugen geht man zurück in die Vergangenheit,
eingebettet in eine neue, fast futuristischer anmutende Wirklichkeit.
Man läßt einfach die ganze Welt mit all ihren Problemen oben auf
dem Boot zurück und erlebt mit der erfahrung Schwerelosigkeit
ein bisher nicht gekanntes Glücksgefühl, eine Körpererfahrung
die man im übertragenen Sinne als Körpermeditation beschreiben
könnte.
Damit sollte der Tauchsport nicht als diabetologisches Allheilmittel
verstanden werden, aber in ihm ein Beitrag zur Bewältigung der
persönlichen Lebenswirklichkeit gesehen werden, die nicht als
Ziel, sondern durch die Wirkung ihrer Inhalte ein größeres Stück
der Fülle und Vielfalt des Lebens vermittelt.
Doch bis dies für insulinspritzende Diabetiker zur Realität werden
kann, müssen noch viele kontroverse Diskussionen geführt und bis
jetzt unbeantwortete Fragen geklärt werden. Aber unser Projekt
hat schon national und international für Furore gesorgt, bevor
die Ergebnisse offiziell publiziert wurden. Ich erhielt eine Anfrage
der italienischen Sektion der IDAA, die schon ganz heiß darauf
sind, einen ähnlichen Kurs noch dieses Jahr in Italien anzubieten
- das würde im Vergleich zu Papua Neuguinea die Anreisekosten
und -zeit ein "wenig" reduzieren. Auch stießen wir bei den deutschen
Tauchmedizinern auf offene Ohren. Der Leiter eines hiesigen tauchmedizinischen
Institutes lud mich auf der Stelle ein, in Zusammenarbeit mit
seinen komplett ausgerüsteten Forschungsabteilungen in Süddeutschland
oder aber in Sharm el Sheik oder einer Zweigstelle in der Karibik
fortlaufende und vertiefende Studien für und mit tauchenden Diabetikern
zu erarbeiten und durchzuführen.
Diese Studie wurde erst möglich durch den Willen, den uneingeschränkten
Einsatz, die Begeisterungsfähigkeit ihrer Teilnehmer, deshalb
gilt mein Dank zu allererst allen diabetischen und nicht-diabetischen
"Studien-Tauchern".
Danke: Norbert Bastine, Karin und Holger Beck, Conny Beckmann,
Denise Borstorff, Jeanne Going, George Gornazc, Thomas Koslowski,
Michael Lerch, Anke Lindner, Claudia Lutrop, Elke Strater, Ulrike
Thurm, Jürgen Vespermann, Dirk Werner-Lutrop.
Desweiteren wären wir ohne die finanzielle und materielle Unterstützung
von vielen Firmen niemals an diesen bizarren Ort gelangt. Danke
an die Hauptsponsoren Disetronic, Berlin Chemie, Eli Lilly, Hoechst,
Lifescan und Thiemann Arzneimittel GmbH und für ihre materielle
Unterstützung danke an Boehringer Mannheim, Jubin, Mares, Suunto.
Mein besonderer Dank gilt Diversion, die sowohl tauchtechnisch
als auch organisatorisch eine absolute Meisterleistung vollbracht
haben - perfekt!!! Mein persönlicher Dank gilt der universell
einsetzbaren "Hilfskrankenschwester" Erika Hülshoff, die nicht
nur durch ihr einzigartiges Organisationstalent überzeugt hat,
sondern der es die ganze Zeit über erfolgreich gelungen ist, mich
in meinem manchmal "etwas" hektischen Übereifer davon zu überzeugen,
daß es für jede der sich ereignenden kleinen bis mittelschweren
Katastrophen eine praktikable Lösung gibt. Es gab sie, ohne Ausnahme,
danke!!! Nothing can stop us now!!!
Impressionen von der Tauchstudie am Roten Meer
oder: "Martha die Mess-Maus,
oder wie ich lernte, die Nadel zu fürchten....
Seit Jahren besteht ein undifferenziert verhängtes Tauchverbot
für mit Insulin behandelte Diabetiker. Ohne die Möglichkeit zu
haben, eine verlässliche Blutzuckerselbstkontrolle durchzuführen
und in Anlehnung an die selbstgetesteten Stoffwechselparameter
eine entsprechende Insulin- und Kohlenhydratanpassung vorzunehmen,
können bei insulinspritzenden Diabetikern unter diesen unkalkulierbaren
körperlichen Belastungen Hypoglykämie auftreten, die bei fehlender
oder falscher Therapie zu plötzlicher Bewußtlosigkeit unter Wasser
führen können. Mit diesem Risiko gefährden die Diabetiker nicht
nur sich selbst, sondern auch ihre nicht-diabetischen Tauchpartner.
Deshalb haben alle international anerkannten Medizin- und Tauchorganisationen
ohne weitergehende Untersuchungen bezüglich der tatsächlichen
Risiken für die Betroffenen durchzuführen bisher insulinspritzende
Diabetiker von der Teilnahme am Tauchsport ausgeschlossen. Einige
engagierte Aktivisten des Unterwassersports haben diesen allgemeinen
Ausschluß vom Tauchsport aus medizinischen Gründen schon immer
in Frage gestellt, da diesem Bann keine einzige wissenschaftliche
Studie zugrundelag. Auf der Basis grundlegender Forschung durch
DAN (Divers Alert Network), BSAC (British Sub Aqua Club), dem
IADH (International Association for Handicaped Divers) und der
IDAA (International Diabetic Athletes Association) selbst, wurde
ein spezieller OPEN WATER TAUCHKURS für insulinspritzende Diabetiker
entwickelt. Der Kurs beinhaltet umfassende medizinische Untersuchungen
(u.a. Blutzucker-, Hämatokrit-, Blutdruck-, Puls-, Elektrolyt-
und Laktatteste vor und nach jedem Tauchgang, sowie Urinkontrollen
auf Microalbumine, Proteine und Ketonkörper) jedes einzelnen Tauchers.
Neben dem allgemeinen Tauchwissen lernen alle Teilnehmer im Verlauf
dieses Kurses, ihre Insulin- und Kohlenhydrattherapie auf die
jeweiligen Tauchgänge anzupassen, um in jedem Fall eine Unterzuckerung
unter Wasser verhindern zu können. Trotzdem trainieren die Diabetiker
und ihre nicht-diabetischen Tauchpartnern auch Notfallübungen,
falls trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und Stoffwechseladaptationen
eine Hypoglykämie in der Tiefe auftreten sollte. Die Teilnehmer
des Kurses wurden sorgfältig ausgewählt um die hohen Kriterien
hinsichtlich ihrer allgemeinen physischen Fitness, ihres medizinischen
Gesundheitszustandes sowie ihres Wissens und Umgangs hinsichtlich
ihrer Diabetestherapie gewährleisten zu können. Ein wichtiges
Ergebnis des einwöchigen Kurses war es, einige allgemeine Richtlinien
für insulinspritzende Diabetiker zu erarbeiten. Dazu gehört u.a.
wie sie ihren Stoffwechsel einstellen und welche Vorsichtsmaßnahmen
zur sicheren Durchführung von Tauchgängen getroffen werden müssen.
Im Pilotkurs 1995 gelang es uns zwar, Blutzuckerentgleisungen
jeder Art zu verhindern, jedoch ergab sich dabei das Problem,
daß die Hämatokritwerte der diabetischen Taucher im Vergleich
zu ihren nicht-diabetischen Tauchbuddies bei gleicher Trinkmenge
signifikant erhöht waren. Mit einer Verdoppelung der Trinkmenge
seitens der Diabetiker konnte dieses Problem gelöst werden, allerdings
hatten wir 1995 keine Möglichkeit, bei dieser extremen De- und
Rehydrierung Auswirkungen auf den Elektrolythaushalt zu messen.
Deshalb haben wir in dieser Anschlußstudie vom 17. - 22.05.1996
im Roten Meer versucht, die noch offenen Fragen über Dehydrierung
und Stabilität des Elektrolythaushaltes bei mindestens drei Tauchgängen
( Dauer eines Tauchganges zwischen 45 - 60 Minuten) pro Tag zu
klären. Diese Richtlinien werden insulinspritzenden Diabetikern,
Diabeteszentren, Ärzten, Diabetesberatern, Tauchmedizinern, Tauchspezialisten,
Tauchschulen und Tauchagenturen sowie nicht-diabetischen Tauchpartnern
zur Verfügung gestellt. Für Menschen, die mit einer chronischen
Erkrankung leben, ist Sport eine wichtige Quelle zur Steigerung
ihrer Lebensqualität, ihres Selbstvertrauens und ihres Körpergefühls.
Neben den zu entdeckenden Schönheiten der Unterwasserwelt, bietet
der Tauchsport einmalige Erfahrungen zu denen z.B. die Schwerelosigkeit
und dreidimensionale Bewegungen gehören, deren therapeutischer
Nutzen anerkannt ist. Mit Hilfe dieses Kurses und weiteren wissenschaftlichen
Studien, hoffen wir, denjenigen insulinspritzenden Diabetikern,
die unseren strengen Kriterien entsprechen, eine sichere Möglichkeit
zur Teilnahme am Tauchsport zu eröffnen. Diabetes und Tauchen
von Barbara Seibold Ich werde mal erzählen, wie das bei mir war,
zur Info meine Daten: 38 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern (8/10
Jahre alt), aktive Taucherin seit November 1989, bis November
1996 circa 250 Tauchgänge, Diabetes Typ -I-Manifestation im Januar
1997. Jeder kann sich vorstellen, daß bei dieser Anzahl von Urlaubs-Tauchgängen,
mein Hobby eine nicht unwesentliche Rolle spielt. So lautete auch
eine meiner ersten Fragen in der Klinik: "Was ist mit dem Tauchen?"
"Nix ist mit dem Tauchen, das geht nicht mehr!" war die niederschmetternde
Antwort. Aber ich gab nicht auf und versuchte noch während meiner
Ersteinstellung nähere Informationen zu diesem Thema zu erhalten.
Eine freundliche Sekretärin kramte dann auch den entscheidenden
Artikel aus dem Archiv: "Diving on Insulin" Autorin Ulrike Thurm.
Der geplante Tauchurlaub rückte bereits bedrohlich nahe! Eine
notfallmäßige Kontaktaufnahme mit Frau Thurm brachte mir definitive
Verhaltensregeln und eine Verabredung zur Studie im Roten Meer.
Nach ziemlich aufwendigen Vorbereitungsarbeiten wie: - Ausfüllen
von Fragebögen bzgl. der Taucherfahrung, Vorlage einer Taucherlaubnis
durch einen Diabetologen, HNO-Untersuchung incl. Ohrabstrich,
internistische Untersuchung, Kopie des diabetischen Tagebuches,
diabetologische Untersuchungen incl. aller Laborergebnisse, Einverständnis
zur Teilnahme an der Studie ....etc. freuten wir uns auf einen
gemütlichen Tauchurlaub. Einschlußkriterien Þ insulinpflichtige
Diabetiker Þ Alter von 18 - 65 Jahre Þ die Probanden müssen bezüglich
ihres Diabetes mellitus in der Form geschult sein, daß sie in
der Lage sind, ihre Insulin- und Kohlenhydrattherapie eigenverantwortlich
allen Situationen anzupassen Þ mind. 1 Jahr intensivierte Insulintherapie/
Insulinpumpentherapie Þ mind. 4 protokollierte Blutzuckermessungen
pro Tag Þ derzeitiger HbA1c - Wert von 5-9% (Normbereich 4.5-6.1%)
Þ die Probanden müssen in der Lage sein, ihre Symptome einer Unterzuckerung
rechtzeitig zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren Þ
bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung entsprechend den internationalen
Richtlinien dürfen keinerlei tauchmedizinische Einwände vorliegen
Þ ausreichende körperliche Fitness (normale PWC 150) Þ Einverständniserklärung
zur Teilnahme an der Studie Ausschlußkriterien Þ eine vom Diabetes
mellitus unabhängige Erkrankung, die eintauchmedizinisches Ausschlußkriterium
darstellt Þ eine schwere Unterzuckerung mit Bewußtlosigkeit innerhalb
der letzten 12 Monate Þ Probanden mit einem Alkohol- oder Drogenproblem
Þ eine zurückliegende oder aktuelle neurologisch- psychiatrische
Erkrankung Þ Probanden mit einer cardiovasculären Vorerkrankung
Þ alle Stadien diabetischer Folgeerkrankungen: Þ - diabetische
Retinopathie Þ - diabetische Nephropathie Þ - diabetische Polyneuropathie
Þ bestehende Schwangerschaft Þ Probanden mit zurückliegender Dekompressionserkrankung
Þ Probanden mit einer aktuellen oder zurückliegenden Infektion
der oberen Luftwege, falls dadurch der Druckausgleich (Valsalva-Manöver)
nicht mehr durchgeführt werden kann Probanden, die sich selbst-
oder fremdgefährdend verhalten So trafen sich 15 Personen mit
700 kg Übergepäck (das waren keinesfalls Klamotten, sondern Laborgeräte
und medizinische Equipment) "etwas" müde in Safaga-Ägypten. Aber
gemütlich ging es nun gleich zur ersten organisatorischen Besprechung,
und das um ca. 23.30 Uhr, bei der Hitze, trotz 2 Std. Zeitverschiebung
und Reisestreß. Zuerst stellten wir uns vor: neun Diabetiker/innen
und sechs nicht-diabetische Kontrollbrobanden aus ganz Deutschland
incl. der Staatsfeinde Bayern und Preußen. Dann schilderte uns
Ulrike ihr "kleines Tagesprogramm" welches sie vorbereitet hatte,
die Erfahrungswerte aus der vorangegangenen Tauchstudie boten
die Grundlage. Na Mahlzeit!!!!! Aus mit der Gemütlichkeit!!!Nix
mit Urlaub! Da heißt es immer, Tierversuche müßten veboten werden!
Kleines Tagesprogramm: Start circa 6.00 Uhr Morgenurin per Meßstreifen
auswerten und in Liste eintragen, gleich mal mit Wassertanken
beginnen, Treff bei Ulrike und Martha zum Blutsaugen für die Elektrolytmessung
und die Blutzuckerkontrolle, Blutdruckmessung, protokollieren
der Werte - endlich darf gefrühstückt werden, natürlich auch protokolliert,
dann gleich aufs Tauchboot und erstmal das Equipment rödeln, evtl.
BZ Kontrolle so zwischendurch fürs Ego. Dann für jeden der 3 täglichen
Tauchgänge: Flüssigkeit pro Tauchgang 1-2 Liter, Zufuhr von schnellen
bzw. langsamen Sport BE`s zwischen 60/30 und 1 Min vor den Tauchgängen
BZ - Kontrollen abhängig vom jeweiligen Meßwert, Blutdruck-, Hämatokritmessung
- alles protokollieren. Sofort nach dem Tauchgang BZ-, Blutdruck
und Hämatokritmessung. Am Abend nach der Bootsrückkehr zuerst
mal Tauchequipment waschen und anschließend gleich Treff im "Labor"
bei Martha zur Elektrolymessung. Abendessen mit vorheriger BZ-
Kontrolle und Dosisanpassung. Danach Lagebesprechung, Diskussion
aller BZ etc. Werte, Dosisanpassung und entsprechender Therapie-
und Tagesplanung für den nächsten Tag. Zur "guten Nacht" nochmals
Messung und Dokumentation der Urinwerte und natürlich BZ- Kontrolle,
Insulininjektion nach Bedarf und Absprache mit Frau Thurm. Hat
man bei so einem Aufwand denn überhaupt noch Zeit zum Tauchen
??? Wer will, der hat!!! Und es ist um so herrlicher ....aus dem
"Straflager" in die blauen Fluten des wogenden Paradieses hineinzugleiten,
selbst wenn dort gleich wieder Übungen diabetologischer Art auf
uns warteten. Denn jeder diabetische Taucher hatte sich vor Antritt
eines Tauchganges, zur Sicherheit, auszustatten mit: zwei Tübchen
Jubin Glocoselösung, einer Packung Glucagen Hypokit, ein mit Elektrolyt-Traubenzuckerdrink
voll aufgetankter Scuda, der das problemlose Trinken unter Wasser
ermöglicht, ein Power-Bar-Riegel für einen eventuellen langen
Rückweg zum Boot (Essen über Wasser muß nicht geübt werden,...oder?!)
Nun zu den Übungen: Scuda - Übung: Sehr einfach! Flach einatmen
- Luft anhalten - mit einer Hand den Scuda dosiert drücken und
gleichzeitig den BE-Saft vorsichtig schlürfen - genießen-schlucken-weiteratmen-fertg!
Jubin Glucoselösung-Übung: Ein Zusammenspiel der Tauchpartner!
Der Diabetiker zeigt unter Wasser mittels abgespreiztem Daumen
und Zeigefinger dem Tauchpartner das L für Low sugar. Der Body
packt den Diabetiker fest an der Tarierweste und hält die Höhe/Tiefe.
Währenddessen kann der Diabetiker in aller Ruhe die Tube öffnen.
Jetzt schnell mit dem Zeigefinger das Löchlein zuhalten, sonst
fließt Salzwasser zu und das schmeckt...bääää. Flach einatmen,
Lungenautomat raus-Tube in den Mund-Zuckersirup in den Mund pressen-schmatzen-schlucken-Lungenautomat
rein-ausblasen und atmen-BE`s sind aufgefüllt-genüßlich auftauchen
und Tauchgang beenden. Alle Übungen sollten für einen Diabetiker
unbedingt bei Beginn eines jeden Tauchurlaubs zur Routinewiedrholung
gehören. Schlimm ist es, ja gefährlich, wenn wir heimlich tauchen
würden und so die erforderlichen BZ-Messungen nicht durchführen
könnten. Nur durch gute Führung schaffen wir es evtl. auch den
Rest der Welt davon zu überzeugen, daß Typ-I-Diabetiker nicht
vom Tauchsport ausgeschlossen bleiben müssen. Außer den taucherischen
Übungen gibt es natürlich noch so einige Faktoren, die man kennen
sollte. So spielen Klimawechsel, Luft- und Wassertemperatur, Zeitverschiebung,
Art, Dauer und Intensität der körperlichen Aktivität, ungewohntes
Essen etc. eine ziemlich gewichtige Rolle. Aus Sicherheitsgründen
geht ein diabetischer Taucher nie mit einem Blutzuckerwert von
unter 180 mg/dl unter Wasser. Die Folge davon ist aber eine erhöhte
Diurese, das heißt, der Körper scheidet mehr Wasser aus. Das führt
zum Anstieg der Hämatokritwerte, das heißt zum Eindicken des Blutes.
Erhöhte Hämatokritwerte hätten in unserer Studie sofort zum Tauchverbot
geführt, das bedeutet trinken, trinken und nochmals trinken...und
zwar Wasser oder Elektrolytgetränke, pro Tauchgang sind zwei Liter
ein Muß!! Getränke wie Kaffee oder schwarzer Tee saugen das Wasser
wie ein Schwamm auf, um eine Tasse Kaffee auszugleichen muß man
drei Tassen Wasser trinken um einen Nullstand zu erreichen. Also
vermeiden. Selbstverständlich galt auch für die gesamte Studiendauer
ein absolutes Alkoholverbot. Jetzt zum Diabetes, auf Grund meiner
kurzen Diabetesdauer verfüge ich noch über eine gewisse Restinsulinproduktion,
das bedeutet zu Hause: Gesamt-Tagesbedarf an Insulin ca. 25-30
Einheiten. Im Tauchurlaub circa 5 Einheiten bei fast Verdoppelung
der BE - Zufuhr. (bitte hier Poster.xls einfügen, danke) Wer das
konkrete Handling der Insulin- und Kohlenhydratanpassung lernen
möchte wende sich bitte an Frau Thurm. Sie hat vor, entsprechende
Kurse zu organisieren bzw. entsprechende "Partner" für Lernwillige
zu vermitteln. Trotz des ganzen "Brimboriums" hatten wir in unserer
Studiengruppe unheimlich viel Spaß. Martha verstand es immer in
einer lockeren Art die Lacher anzuheizen und die Kontras folgten
auf der Flosse. Den Studienauftrag 3xtgl. für 1 Stunde unter Wasser
zu verschwinden, genossen wir dennoch! Ruhe vor Ulrike, die in
den stillen Fluten keine Blutzuckerwerte, BE-Zufuhr oder Insulindosen
besprechen konnte-Ruhe vor Martha, der liebenswürdigen blutsaugenden
Stechfliege, die ständig darauf bestand, daß wir mit den ägyptischen
Kamelen in den Trinkwettbewerb traten- Ruhe vor Thomas, dem HNO-Arzt,
der es einfach nicht lassen konnte uns mit irgendwelchen Abstrichstäbchen
in den Ohren rumzufummeln - Ruhe vor Thomas, dem Tauchlehrer,
der ständig Tauchgruppeneinteilungen verkünden wollte- Ruhe vor
den Bootsjungen, die anscheinend glaubten, wir seien Mastgänse,
die per BE schön fett werden müssen - Ruhe vor dem Kapitän, der
immer wieder versuchte, alle mit seiner blöden Schaukelei dazu
zu teiben, daß sie die BE`s wieder von sich geben......einfach
nur Ruhe, schweben, sich treiben lassen, blubbern, genießen. Genießen,
diese herrlichsten Orte unseres blauen Planeten. Sweetlip sein
unter sweetlips, zwischen tausend anderen wundervollen Geschöpfen
dieser zauberhaften Unterwasserwelt. Nur Tauchen ist schöner!!!!
Zusammenfassung Þ Da Diabetiker mit höheren Blutzuckerwerten (mind.
180 mg/dl) abtauchen müssen, um Hypoglykämien zu vermeiden, müssen
sie ungefähr die doppelte Trinkmenge 5,0 l ± 0,5 l im Vergleich
zu Stoffwechselgesunden 2,8 l ± 0,4 l zu sich nehmen, um einer
Dehydrierung vorzubeugen. Die Getränke sollten nicht zu kalt sein,
da sie sonst nicht so schnell vom Körper resorbiert werden können.
Mehr als 1 l pro Stunde zu trinken ist nicht empfehlenswert, da
diese überschüssige Flüssigkeitsmenge im Magen sitzen bleibt,
und gerade auf schaukelnden Booten zu starkem Unwohlsein führen
kann. Þ Eine Stoffwechselanpassung kann bei tauchenden Diabetikern
nur auf individueller Basis und oben aufgeführten Bedingungen
erfolgen. Eine Reduktion der Normalinsulindosis (x ± SD) um 60%
± 25 % und des Verzögerungsinsulindosis um 50% ± 20 % und parallel
dazu eine Erhöhung der Kohlenhydratmenge um bis zu 200% ± 80 %
erwiesen sich in unserem Kurs als erfolgreich. Eine kontinuierliche
Reduktion der Insulinmengen bei mehreren Tauchgängen an aufeinanderfolgenden
Tagen ist anhand der aktuellen Blutzuckerwerte und basierend auf
erhöhter Insulinsensibilität und stattfindendem Muskelauffülleffekt
unbedingt erforderlich. Þ Diese Anpassungen müssen auf individueller
Basis mit jedem Taucher ganz speziell auf ihn zugeschnitten durchkalkulieren
werden, dazu ist viel Erfahrung, diabetologisches und tauchspezifisches
Wissen von Seiten der betreuenden Diabetesberaterin unumgänglich.
Eine intensive Schulung in Theorie und Praxis, die all diese Bereiche
umfassend behandelt, ist ein Muß für jeden Diabetiker, der sicher
tauchen möchte. Þ Elektrolytgetränke sind bei der großen Flüssigkeitszufuhr
absolut empfehlenswert, um möglichen Schwankungen im Elektrolythaushalt
vorzubeugen. Bei den von uns gemessenen Kalium-, Natrium-, Calzium-,
pH-, sowie Blutdruck- und Pulswerten zeigten sich keine Unterschiede
zwischen den diabetischen und stoffwechselgesunden Tauchern. Gleiches
gilt für die im Urin bestimmten Protein-, Microalbumin- und Ketonkörperausscheidungen
vor und nach den Tauchgängen. Þ Diese Studie hat gezeigt, daß
bei einer sorgfältigen Auswahl der Teilnehmer und einem speziell
konzipierten Tauchkurs auch insulinspritzende Diabetiker sicher
tauchen können. Mit dieser Schilderung eines kurzen Wegstückes
in meinem Leben möchte ich mich bedanken bei Ludolf Seibold, meinem
Ehemann, der mir immer ein fürsorglicher, verständnisvoller Tauchpartner
ist, wodurch ich mein Freizeitvergnügen noch unbeschwerter genießen
kann. (Anmerkung der Redaktion: Ludolf hat es sogar auf sich genommen,
sich in den sechs Studientagen seine sensiblen Chirurgenfinger
zerstechen zu lassen) und weiterhin Dr.med. Bergis, der mir die
ersten diabetologischen Schritte beibrachte und Ulrike Thurm,
die mir den Schliff für meine tauchsportlichen-diabetologischen
Aktivitäten gab. Barbara und Lodolf Seibold; Im Himbeergrund 13;
63864 Glattbach Tel.: 06021/ 48 01 16; Fax: 06021/ 295 31 Die
"Schlußworte" gehören den diese Tauchstudie begleitenden Tauchmedizinern:
Als unbescholtener Bürger und Student der Medizin bekommt man
viel gelehrt. So auch die Tatsache, daß der Diabetiker einen lauteren
Lebenswandel zu führen hat und Diät halten muß. Das nicht alles
stimmt was man auf der Universität lernt, mußten wir anläßlich
der von Ulrike Thurm initiierten Tauchstudie am eigenen Leib erfahren.
Von besonderem Erstaunen waren wir erfüllt als der allabendliche
Nachtisch (leckeres Zuckerwerk) den Weg vom Buffet über zu kleine
Teller in die Mägen der anwesenden Diabetiker fand. Noch mehr
erstaunt und fasziniertwaren wir jedoch ob der Disziplin mit der
die Taucher ihren Tagesablauf mit den zahllosen BZ-Kontrollen,
die Martha die Mess-Maus unerbittlich von JEDEM Teilnehmer abforderte,
durchzogen. Während die Kontrollgruppe (wir gehörten dazu) ständig
nach Ausreden suchte (aber keine fanden) gingen die Diabetiker
furchtlos zu Werke und nahmen ohne Murren sowohl die Piekserei
als auch die größten Wassermengen zur Senkung des Hämatokrits
in Kauf. Auch das Tauchen wurde sehr diszipliniert und mit viel
Elan angegangen. Ohne Spaß und schriftstellerischer Verblümung
möchten wir abschließend an dieser Stelle als betreuende Ärzte
sagen, daß uns diese Woche nicht nur extrem viel medizinisch gelehrt
hat, sondern auch menschlich und taucherisch ein Ereignis gewesen
ist. Während meine malträtierten Fingerkuppen mühevoll diese Zeilen
schreiben, schweifen unsere Gedanken schon zur nächsten Studienreise,
wenn es morgens um 6.00 Uhr heißt: alle Mann (und Frau) antreten
zur Elyte Kontrolle. Das nehmen wir gerne in Kauf. Dr. med. Thomas
Zeller und Dr. med. Marion Paul